Wilhelm & Cecilie
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ꜛ Als Patronin des Bundes Königin Luise hält Prinzessin Cecilie 1932 bei einem Treffen in Potsdam eine Rede. Rechts der Ex-Kronprinz
Der Bund Königin Luise ist eine monarchistische Frauenorganisation, die zwischen 1923 und 1934 ein verlängerter Arm des Stahlhelm war. 1933 war der Bund mit 200.000 Mitgliedern eine der größten Frauenorganisationen in Deutschland. 1934 wurde er wie der Stahlhelm im Rahmen des “Ausgleichs” abgeschafft.
Bundesarchiv, Bild 183-2003-1014-500. Fotograf: Walter Eichgrün
Kronprinz Wilhelm (1882 – 1951)
Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg flieht Kronprinz Wilhelm, wie sein Vater, in die Niederlande und lebt auf der Insel Wieringen im Exil. Nachdem er dem Ministerpräsidenten, Gustav Stresemann (1878 – 1929), versprochen hatte sich von der Politik fern zu halten, erhält er 1923 die Erlaubnis, nach Deutschland zurückzukehren. In den ersten Jahren hält der Kronprinz sein Versprechen ein, als aber Stresemann im Oktober 1929 stirbt, ändern sich die Dinge.
Der Kronprinz befürwortet eine Volksmonarchie nach dem italienischen Vorbild des faschistischen Führers Benito Mussolini: durch ein Bündnis zwischen der Monarchie und einer faschistischen Massenbewegung sollte das Kaiserreich wiederhergestellt werden. Bei den Wahlen zum Staatspräsidenten 1932 stellt der Kronprinz sich als Kandidat auf und einigt sich mit Adolf Hitler; nach dem Sieg würde der Kronprinz Hitler zu ‚seinem Kanzler’ ernennen. Als Ex-Kaiser Wilhelm II. seinem Sohn die Teilnahme an den Wahlen verbietet, macht der Kronprinz öffentlich bekannt, Hitlers Kandidatur zu unterstützen.
Nach Hitlers Machtübernahme besucht der Kronprinz nationalsozialistische Massenversammlungen. Obwohl er nie Mitglied der NSDAP wird, ist er wohl aktiv an der Motor-SA und dem Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps beteiligt, zwei Einheiten der Nazipartei, die darauf abzielen, den motorisierten Transport zu fördern.
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Kronprinzessin Cecilia (1886 – 1954)
Um die Monarchie wiederherzustellen beginnt Wilhelms Gattin, Kronprinzessin Cecile, schon früh in den zwanziger Jahren mit dem Aufbau eines Netzes von Royalisten. Auf dem nach ihr benannten Schloss Cecilienhof in Potsdam lädt sie rechte Politiker ein. Darüber hinaus ist die Prinzessin Schirmdame des 1923 gegründeten Bundes Königin Luise, einer monarchistischen Frauenorganisation mit dem Ziel ‚Deutschland von seinen inneren und äußeren Feinden zu befreien‘. In den zwanziger Jahren ist es der einzige Verein in Deutschland, der Frauen jüdischer Herkunft und anderer fremder Rassen von der Mitgliedschaft ausschließt.
ꜛ Jan Lutz, Karikatur des Kronprinzen, Wieringen, Februar 1919
Der Kronprinz floh am 13. November 1918 in die Niederlande. Bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland lebte er auf der ehemaligen Insel Wieringen im Exil. Der Cartoon zeigt den Kronprinzen auf Schlittschuhen, eine niederländische Sportart par excellence.
Sammlung Museum Huis Doorn
ꜛ Ex-Kronprinz Wilhelm nach dem Verlassen des Wahllokals in der Mirbachstraße in Potsdam im zweiten Wahlgang der Reichspräsidentschaftswahl. Der Kronprinz lässt sich mit Wahlhelfern Adolf Hitlers fotografieren, 10. April 1932
Süddeutsche Zeitung Foto
ꜛ E. Schilling, “Die Genadenlosen”, Karikatur von Kronprinz Wilhelm und Adolf Hitler, Simplicisimus, 1. Mai 1932
Die Karikatur handelt von dem quasi-absolutistischen, gottgegebenen Kaisertum, wie es von Wilhelm II. befürwortet wurde, und einer “neuen” Diktatur auf der Grundlage der Volksmassen. Der Kronprinz hatte an den Reichspräsidentschaftswahlen im April 1932 teilnehmen wollen, musste sich aber, nach einem Verbot seines Vaters aus Doorn, zurückziehen.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Weimar
ꜛ Wilhelm trifft an einem Tag des Stahlhelm in Hannover ein, September 1933
Scherl/Süddeutsche Zeitung Foto
ꜛ Der Ex-Kronprinz in der Uniform der Motor-SA, um 1933
BPK, Nr. 30002549/ Fotograf: Ursula Blau
ꜛ Ex-Kronprinz Wilhelm und Hermann Göring vor dem Berliner Dom während der Gedenkfeier für Hans Maikowski und Josef Zauritz, 5. Februar 1933
Der Ex-Kronprinz nahm in den dreißiger Jahren an verschiedenen Nazi-Treffen teil, wie der Gedenkfeier im Berliner Dom für den Polizisten Josef Zauritz und den SA-Sturmführer Hans Maikowski. Beide kamen in der Nacht vom 30. auf den 31. Januar bei einem Feuergefecht zwischen Mitgliedern der Sturmabteilung (SA) und der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) ums Leben. Die nationalsozialistische Propaganda machte Maikowski zum Märtyrer. Adolf Hitler, Hermann Göring und Joseph Goebbels organisierten am 5. Februar ein Staatsbegräbnis für beide Opfer. Während der Beerdigung legte der Kronprinz Kränze an den Särgen von Maikowski und Zauritz nieder.
NIOD Instituut voor Oorlog-, Holocaust- en Genocidestudies, Amsterdam