Potsdamer Tag

Postkarte von Hans vom Norden, herausgegeben anlässlich des Potsdamer Tages

Die nationalsozialistische Propaganda stellt Hitler in die preußische Tradition: „Was der König (Friedrich der Große) eroberte, der Fürst (Otto von Bismarck} bildete, der Feldmarschall (Paul von Hindenburg) verteidigte, rettete und vereinigte der Soldat (Adolf Hitler)“.

Deutsches Historisches Museum, Berlin

Der Potsdamer Tag ist ein von den Nationalsozialisten organisiertes Propagandaspektakel, anlässlich der Eröffnung des neu gewählten Reichstags am 21. März 1933. Mit dem Treffen in der Garnisonskirche wollen die Nationalsozialisten zeigen, dass das ‚neue‘ nationalistische Deutschland eine Fortsetzung der ‚alten‘ preußischen Monarchie ist.

Die Garnisonskirche, im Anfang des 18. Jahrhunderts im Auftrag der Könige von Preußen gebaut, ist ein symbolischer Ort für die alten Preußen. Sogar das Datum ist bewusst gewählt worden: der 21. März ist der Jahrestag der Eröffnung des ersten Reichstags nach dem Ausrufen des deutschen Reiches im Jahre 1871. Staatspräsident Paul von Hindenburg verkörpert die Verbindung zwischen dem alten Königreich Preußen und dem ‚neuen Deutschland‘. Während der Zeremonie wird von ihm die Tradition nachdrücklich hervorgehoben, indem er, gekleidet in der Uniform eines preußischen Feldmarschalls, mit seinem Marschallstab einen leeren Thron für den im Exil lebenden Kaiser Wilhelm II. grüßt. Hinter dem leeren Thron sitzen der Kronprinz, die Kronprinzessin und zwei ihrer Kinder. Die Anwesenheit der Familie ist für die Nationalsozialisten von großer Bedeutung. Es muss dafür sorgen, dass die Grundlage des nationalsozialistischen Regimes breiter wird.

Nach patriotischen Reden wird die Zeremonie in der Kirche abgeschlossen mit einer Kranzniederlegung an den Gräbern der preußischen Könige Friedrich Wilhelm I., des Soldatenkönigs, und seines Sohnes, Friedrich des Großen.
Dann nimmt Paul von Hindenburg draußen eine Ehrenparade ab, an der sich nicht nur die Armee, sondern auch Polizeieinheiten, die Sturmabteilung (SA), die Schutzstaffel (SS), der Stahlhelm und andere militärische Truppen beteiligen.

Zwei Tage nach dem Potsdamer Tag nimmt das deutsche Parlament das Ermächtigungsgesetz an. Mit diesem Gesetz kann Hitler ohne das Parlament Gesetze und Dekrete erlassen und ist die Demokratie aufgehoben.
Das dritte Reich ist eine Tatsache.

Hermann Seehafer, „Die Maske fällt“, antinationalsozialistische Karikatur über die Vereinigung von Nationalsozialismus und preußischer Tradition am Potsdamer Tag, 1933

Der Nationalsozialismus trägt in der Person eines Mannes mit karikaturistischem Kopf eine Maske Friedrichs des Großen, des berühmten und erfolgreichen preußischen Königs, der damals in der Garnisonkirche in Potsdam begraben wurde.

Akg Bilder

Reichskanzler Adolf Hitler und Ex-Kronprinz Wilhelm im Gespräch vor der Garnisonkirche am Potsdamer Tag, 21. März 1933

Bundesarchiv, Bild 102-14437/ Fotograf: Georg Pahl

Reichskanzler Adolf Hitler verbeugt sich am Potsdamer Tag, dem 21. März 1933, vor Reichspräsident Paul von Hindenburg

Hindenburg, in der Uniform des Generalfeldmarschalls und mit einer preußischen Pickelhaube, erfüllt bei dieser Eröffnung des neu gewählten Reichstags die Rolle des Ersatzkaisers. Mit seiner Verbeugung zeigt er seinen Respekt vor der deutschen Geschichte.

Bundesarchiv, Bild 183-S38324

‘Heute ist in Potsdam das Gedenken in der Garnisonkirche, aber dieses Friedericus-Theater passt überhaupt nicht zu mir. Das ist nur, um die Republik salonfähig zu machen.’
Wilhelm II. über den Potsdamer Tag, 21. März 1933