August-Wilhelm

Prinz August Wilhelm von Preußen in seinem Atelier, 1927

Prinz August Wilhelm wird in der Familie Hohenzollern wegen seiner Liebe zur Malerei und Musik auch „den Künstler“ genannt.

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Prinz August Wilhelm (1887 – 1949), der vierte Sohn des Kaisers, spielt von allen Mitgliedern der ehemaligen kaiserlichen Familie die aktivste und öffentlichste Rolle innerhalb Hitlers nationalsozialistischer Partei. Auf der Suche nach Kameradschaft und Anerkennung tritt er dem Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, bei. Mit den Mitgliedern des Stahlhelm teilt er die Abneigung gegen die Republik von Weimar und die für Deutschland demütigenden Bestimmungen des Versailler Vertrages.

Durch Hermann Göring, an den er sich noch aus dem Ersten Weltkrieg erinnert, kommt der Prinz Ende der zwanziger Jahre in Kontakt mit hochrangigen Nazis. Seine Mitgliedschaft ab dem 1. April 1920 in der NSDAP ist für die Nationalsozialisten wichtig: sie hoffen durch ihn Monarchisten und den ‚alten‘ Adel für die Partei begeistern zu können. Auwi erwirbt in der Partei schnell eine hohe Position und spricht als Reichsredner auf mehreren Massenversammlungen.

Nach Hitlers Machtübernahme wird er jedoch allmählich ausrangiert, obschon seine Beförderung zum SA-Gruppenführer 1938 und die Verleihung des Goldenen Parteiabzeichens im Januar 1939 anfangs noch anders vermuten lässt. Aber wenn er sich 1942 negativ über Joseph Goebbels äußert, wird Auwi mit einem Redeverbot belegt. Er lebt von da an ein zurückgezogenes Dasein in seiner Villa in Potsdam.

Prinz August Wilhelm fungiert als Volksredner bei einer Massenversammlung der N.S.D.A.P. im Sportpalast in Berlin am 24. Februar 1932

Sammlung NIOD Instituut voor Oorlog-, Holocaust- en Genocidestudies, Amsterdam

Karikatur von Prinz August Wilhelm als Volksredner. Der Prinz steht vor einem Porträt seines Vaters, Kaiser Wilhelm II. Zeitschrift Der Wahre Jacob, 1932

Sammlung Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Weimar

ꜛ Minister für Information und Propaganda Joseph Goebbels (Mitte), Prinz August Wilhelm (rechts), Karl Ernst (links) und andere Mitglieder der SA verlassen den Berliner Dom nach einem Treffen anlässlich des Geburtstages von Adolf Hitler am 20. April 1933

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ꜛ Prinz August Wilhelm grüßt mit dem Hitlergruß bei einem Boxabend im Sportpalast in Berlin. Links vom Prinzen ist Hans von Tschammer und Osten (Reichssportführer) zu sehen. Rechts der italienische Botschafter Vittorio Cerutti und Karl Ernst (Führer der SA-Gruppe Berlin-Brandenburg)

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ꜛ Prinz August Wilhelm, begleitet von Adolf Hitler und Joseph Goebbels, ist auf dem Weg zu einer Gedenkveranstaltung am Grab des 1930 ermordeten SA-Offiziers Horst Wessel auf dem St. Nikolai-Friedhof in Berlin, 22. Januar 1933

Nationalarchiv Polen, Warschau

ꜛ Prinz August Wilhelm bei einer Anhörung der Spruchkammer im Internierungslager Ludwigsburg, 13. Mai 1948

Der Prinz erklärt, dass er innerhalb der Nationalsozialistischen Partei keine aktive Rolle gespielt habe. Als Verteidigung werden Dokumente vorgelegt, die zeigen, dass er in der Nacht der langen Messer von der Gestapo erschossen werden sollte. Der Prinz wird zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren Arbeitslager und einer Beschlagnahmung seines Eigentums von bis zu 40 Prozent verurteilt.

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‘Der einzig wirkliche Aktivist in der Partei war Prinz August Wilhelm… ’
Ehemaliger SS-General Karl Wolff, 18. September 1947